Mehr erfahren über konventionelle und ökologische Wärmedämmverbundsysteme
Ein WDVS aus ökologischen Dämmstoffen speichert eindringende Feuchtigkeit, gibt sie wieder ab und kann Feuchteschäden sowie Algen- und Schimmelbefall der Fassade verhindern.
Der Aufbau des WDVS ist mit konventionellen und ökologischen Dämmstoffen identisch. Deutlich besser ist jedoch das feuchtedynamische Verhalten der ökologischen Baustoffe.
Warum ist das so?
Das Wärmedämmverbundsystem ist in der Praxis von zwei Seiten Feuchtigkeit ausgesetzt:
1. Besonders im Winter diffundiert warme Luft mit einem hohen Feuchteanteil durch die Außenwand nach draußen. Wasserdampfdiffusion ist ein natürlicher physikalischer Vorgang, bei dem die Wasserdampfkonzentration zwischen zwei Bereich nach Ausgleich strebt. Die Luft diffundiert immer von der höheren zur niedrigeren Konzentration auch durch Bauteile wie Wände, Decken und Dächer hindurch.
Ab einer bestimmten Temperatur fällt die Feuchtigkeit als Wasser aus. Dieser Punkt wird Taupunkt genannte und ist abhängig vom Grad der Luftfeuchtigkeit. Befindet sich der Taupunkt in der Wandkonstruktion, entsteht dort Wasser. Dieses kann nicht abtrocknen, da ein WDVS nicht hinterlüftet sein darf.
Um den nach außen drückenden Wasserdampf möglichst schnell abzuführen, muss der Wasserdampfdiffusionswiderstand im WDVS von innen nach außen abnehmen. Ökologische Dämmstoffe sind diffusionsoffener als mineralische oder synthetisch und daher besser geeignet.
Zudem können die Naturfasern wie Holz, Hanf und Flachs sowie Zellulose aufgrund ihrer Faserstruktur Feuchtigkeit aufnehmen und durch ihre Diffusionsfähigkeit später wieder abgeben. Damit regulieren sie eventuelle Feuchtigkeit in der Konstruktion.
2. Durch die gute Dämmwirkung des WDVS ist die Oberfläche der Außenwand häufig kühl. Feuchtigkeit aus der Außenluft kann an der kühlen Oberfläche kondensieren. Es bilden sich Wassertröpfchen auf der Fassade, die sich lange dort halten. Der ideale Nährboden für Algen und Schimmel, wie man sie immer wieder an WDVS-Fassaden findet.
In Kombination mit einem diffusionsoffen Mineral- oder Kalkputz kann eine Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen das Oberflächenwasser aufnehmen und wieder abgeben. Dadurch kann das Wachstum von Schimmel und Algen verhindert werden.
Was bedeutet das für die Praxis?
Ein Wärmedämmverbundsystem gehört zu den effektivsten Maßnahmen, um die Energiebilanz eines Gebäudes zu verbessern. Sowohl beim Neubau als auch bei größeren Sanierungen gehört es zum Standard.
Einer der häufigsten Mängel ist die Verschmutzung der Putzfassade durch Algen und Schimmel. Die Außenwand wird schwarz und unansehnlich. Bei konventionellen Systemen verhindert man diese optische Beeinträchtigung durch einen Anstrich, dem Fungi-und Algizide beigemischt werden. Diese Schadstoffe waschen sich nach einigen Jahren aus und gelangen so in die Umwelt.
Durch eine diffusionsoffene Oberfläche und eine ökologische Dämmung kann Feuchtigkeit sowohl innerhalb der Konstruktion als auch an der Oberfläche reguliert werden. Die Gefahr von Feuchteschäden, eine Funktionsminderung durch feuchte Dämmung sowie Algen-/Schimmelwachstum wird auf natürlich Weise und ohne Gifte reduziert.
Gleichzeitig verbessern ökologische Dämmstoffe die Energiebilanz des Gebäudes während des gesamten Lebenszyklus – von der Baustoffherstellung bis zu Entsorgung – und nicht nur während der Nutzungsphase.
Konstruktiv unterscheiden sich ein Wärmedämmverbundsystem beispielsweise mit Holzfaserplatten nicht von einem System mit einer konventionellen Dämmung. Die Verwendung einer Dämmung, die auf nachwachsenden statt auf endlichen Rohstoffen beruht, ist also problemlos möglich.
Gute Argumente für den Einsatz ökologischer Baustoffe in der Gebäudedämmung
- Zellulose ist ein Recyclingprodukt aus Altpapier – also schlussendlich wiederverwendetes Holz. Es werden keine neuen Ressourcen verbraucht. Auch für die Herstellung wird nur wenig Energie benötigt.
- Nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Kork und Naturfasern sind regenerativ verfügbar.
- Sie nutzen für ihr Wachstum frei verfügbare Ressourcen wie Solarenergie.
- Nachwachsende Rohstoffe wie Holz aus heimischer Produktion haben kurze Lieferwege.
- Baustoffe, für die die Rohstoffe möglichst wenig weiterbearbeitet werden müssen, weisen eine sehr gute Umweltbilanz in der Herstellung auf.
- Im Vergleich bleibt die Dämmwirkung auch bei deutlichem Anstieg des Feuchtigkeitsgehalts erhalten, während sie bei Mineralwolle stark absinkt.
- Zudem lassen sich Baustoffe mit einem geringen Verarbeitungsgrad nach dem Ende der Lebensdauer des Gebäudes einfach ausbauen und recyceln.
Konkrete Argumente für den Einsatz von Dämmstoffen aus organischen Rohstoffen
- Durch den geringeren Herstellungsaufwand und die gute CO2-Bilanz des Ausgangsprodukts sowie die hohe Wirksamkeit der Dämmung sparen Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen oder Zellulose mehr CO2 ein, als sie bei der Herstellung aufgewendet wird. Sie sind also schnell CO2-positiv.
- Die Fassadenoberfläche bleibt ohne Fungizide- und Algizide lange ansehnlich.
- Die Konstruktion wird vor Feuchtigkeit geschützt, sodass Bauschäden vermieden werden und die Funktion der Dämmung jederzeit gegeben ist.
- Die Entsorgung ist im Vergleich zu mineralischen und synthetischen Dämmmaterialien mit einem geringeren Aufwand verbunden.